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#NORDKAPSTORIES PART 3 – AUF SEINEN KÖRPER HÖREN IST OK

Nordkap-Race, Teil 3
Abenteuerliebhaber und SportScheck Mitarbeiter Patrick stürzte sich in diesem Jahr ins Nordkap-Race - ein Ultra-Radrennen der besonderen Art. 4.200 Kilometer von Turin bis ans Nordkap sollten in unter 25 Tagen bewältigt werden. Mit dabei: Der Spark Daunenschlafsack von Sea to Summit. Heute enthüllt er, wie es ihm auf seinem Abenteuer erging, mit welchen Challenges er konfrontiert wurde und ob diese ihn schlussendlich ans Ziel geführt haben. Sei bereit für packende Einblicke, emotionale Höhepunkte und vielleicht die ein oder andere unerwartete Wendung ...

Info: Dieser Beitrag ist Teil 3 der Blogserie #Nordkapstories. Hier geht's zu Teil 1 & Teil 2, wo du alles über Patricks Vorhaben von Anfang an nachlesen kannst.

DAS NORDKAP-RACE: IN HÖCHSTTEMPO QUER DURCH EUROPA

Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen - oder wie heißt es so schön in Forrest Gump? Man weiß nie was kommt! Und auch ich musste mich auf meinem ersten Ultraevent überraschen lassen ... Von Turin aus sollte es am 22.07. mit dem Rennrad über 4.300 Kilometer quer durch Europa gehen, bis zum nördlichsten Punkt, dem Nordkap. Eine Reise, die mich in meine Schranken weisen sollte. Aber jetzt zur Tour!

 

DIE ETAPPEN

Day 01: Turin/San-Bernadino-Pass/Schweiz (219km//2.780hm)

Day 02: Lausanne/Jura-Gebirge (230km//1.960hm)

Day 03: Dijon (230km//1.290hm)

Day 04: Paris (223km//1.140hm)

Day 05: Ardennen/Belgien (225km//2.320hm)

Day 06: Niederlande/NRW (232km//1.270hm)

Day 07: Niedersachsen (227km//970hm)

Day 08: Bremen (216km//400hm)

Day 09: Schleswig Holstein/Kolding (240km//890hm)

Day 10: Dänemark/Aalborg (243km//1.540hm)

Day 11: Fähre nach Norwegen/Oslo (83km//700hm)

Day 12: Ostby (191km//1.980hm)

Day 13: Abbruch und Rückfahrt nach Hamar (111km//920hm)

 

Hier geht's zur kompletten Routenbeschreibung auf Komoot.

Komoot Nordkap Race Radroute
Quelle: Komoot

STARTPUNKT TURIN: BRIEFING ZUR TOUR UND LOCKERES ZUSAMMENKOMMEN

Gut vorbereitet und ausgeruht erreichen mein Mitbewohner Sebastian und ich am 20.07. Turin, um pünktlich am Pre-Event teilnehmen zu können, wo wir unsere Startunterlagen ausgehändigt bekommen. Beim lockeren Zusammensein mit einigen anderen Teilnehmern werden wir vom Organisator ausführlich zur Tour gebrieft und offene Fragen werden beantwortet.

So werden uns nochmal die Checkpoints Lausanne, Paris, Oslo und Lappland erklärt, welche auf einer fest vorgegebenen Route angesteuert werden müssen, ehe man das Nordkap erreicht. So der Plan! Als Kontrollmöglichkeit bekommt man einen mobilen Tracker mit.

 

DAS NORDKAP-RACE: DER START

Nun denn, am 22.07. ertönt gegen 8 Uhr der Startschuss auf der Piazza della Repubblica in Turin und so starten knapp 280 TeilnehmerInnen mit großer Vorfreude Richtung Aosta, wo der San-Bernadino-Pass auf uns wartet.

Es ist bestes Wetter und die 35 Grad registriert man bei der ganzen Aufregung gar nicht wirklich - zumal es auf dem Pass in der Höhe deutlich kälter ist. Gegen frühen Abend und nach etwa 2.800 Höhenmetern erreichen wir den Peak. Jetzt geht es dick eingepackt nur noch bergab Richtung Genfersee. Am Abend bekommen wir noch eine überraschende Einladung von zwei herzlichen Schweizern, die uns bei sich auf der Couch schlafen lassen.

 

DAS RENNEN GEHT WEITER ...

Mit Lausanne erreichen wir bereits am zweiten Tag den ersten Checkpoint und bekommen unseren wohlverdienten ersten Stempel. Auch hier haben wir noch strahlenden Sonnenschein und so fahren wir gut gelaunt über das Jura-Gebirge Richtung Dijon. Die Anstrengung macht sich langsam bemerkbar. Die Nacht im Biwak (siehe unten) ist leider nur wenig erholsam und das sollte ich auch noch die nächsten Tage in meinen Knochen spüren. Fast 450 Kilometer und 4.800 Höhenmeter haben wir zu diesem Zeitpunkt zurückgelegt.

Richtung Paris kommt jetzt auch der Wetterumbruch. Unzählige Male müssen wir die Regensachen aus- und wieder anziehen. Als ob das nicht schon anstrengend genug ist geht es jetzt schon mit den ersten Platten los (siehe unten). Morgens, nach nur 30 Minuten Fahrtzeit, versuche ich im strömenden Regen meinen ersten Platten zu flicken. Im maßlos überfüllten Paris werde ich fast von einem LKW-Fahrer erwischt, der mich beim Abbiegen übersehen hat. Endlich erreichen wir unseren zweiten Checkpoint, ehe wir uns zum Eifelturm für ein obligatorisches Foto aufmachen.

Froh darüber, die Stadt wieder verlassen zu können, machen wir uns auf gen Nordosten, wo schon bald die wunderschönen Ardennen auf uns warten. Eine willkommene Abwechslung! Aber mit den Ardennen kommt auch der Dauerregen und einige Sachen geben bereits den Geist auf. In Belgien rutscht Sebi leider beim Überqueren eines Bahnübergangs mit dem Vorderrad weg und verletzt sich leicht am Oberschenkel. Zudem ist sein Schaltauge gebrochen und wir müssen mehrere Kilometer zurückfahren und es provisorisch reparieren lassen.

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Angeschlagen und mit noch mehr Regen geht es quer durch Belgien, kurz durch die Niederlande und durch das Industrie lastige NRW, wo sich eine Fabrik an die nächste reiht..

 

In Niedersachsen werden wir spontan und nur 30 Kilometer von meiner Heimat entfernt zu alten Freunden zum Übernachten eingeladen. Herrlich! Hier haben wir die Möglichkeit uns aufzutanken, gut zu speisen und unsere Wäsche zu waschen. Auch auf dem Weg nach Flensburg treffen wir immer wieder Freunde, die uns auf eine Cola, einen Kuchen oder einen Gemüse-Döner einladen. Eine Wohltat und tolle Ablenkung von der körperlichen Anstrengung!

 

Weiter geht's nach Dänemark, was sich als unerwartet hart herausstellt und vermutlich auch der Grund ist, warum ich letztendlich abgebrochen habe. Zwei Tage mit 240 Kilometern, viel Gegenwind und gefühlt ging es den ganzen Tag nur bergauf. Hinzu kommen die unzähligen Platten (7 Stück in Summe). Mein Geist ist erschöpft und jede Faser meines Körpers sehnt sich nach einer Pause.

 

Dennoch nehmen wir die Fähre nach Oslo und treffen die Vereinbarung, dass wir nach Ankunft noch aus der Stadt fahren und am Folgetag entscheiden, wie und ob wir weitermachen. Aber kurz vor der schwedischen Grenze merke ich, dass ich aufgrund der hohen Anstrengung einfach meine Umgebung und die Tour nicht mehr genießen kann und so entscheide ich mich an Tag 12, die Tour abzubrechen. 

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MEINE ERFAHRUNGEN & TIPPS FÜR DAS NÄCHSTE RADRENNEN

1.  UNTERKÜNFTE STATT BIWAK

Regeneration ist immens wichtig, um gut erholt wieder in den Tag zu starten und seine Leistung abrufen zu können. Wir hatten ein Biwak dabei und wollten dies primär auch nutzen, da es erstens günstiger ist und zweitens eben auch mehr Abenteuer bietet. Die zweite Nacht auf der Tour und die erste im Biwak war jedoch alles andere als erholsam, auch wenn wir einen traumhaften Spot gefunden haben. Eine Frosch-Party neben uns war so exzessiv, dass ich kein Auge zubekommen habe - und das nach 230 absolvierten Kilometern. Auch die nächste Nacht in Belgien war ein totaler Reinfall, da es nachts in dem Biwak reingeregnet hat und ich bei den kalten Temperaturen sehr stark gefroren habe. Die Nächte im Hotel waren zwar deutlich teurer aber dagegen eine Wohltat und wir konnten uns meist gut regenerieren.

 

2. BEI DER REIFENWAHL AUF BEWÄHRTES ZURÜCKGREIFEN

Dummerweise habe ich kurz vor dem Event noch meine Mäntel getauscht und dabei nicht auf meinen bewährten Conti 5000 in 28mm Breite zurückgegriffen. Das neue Modell einer anderen Marke hatte einen deutlich geringeren Pannenschutz und daher war dies ein fataler Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Bereits 7 Durchschläge hatte ich nach gut 1.500 Kilometern, bei Sebi waren es “nur“ 4. Wir waren also permanent damit beschäftigt, die Schläuche zu wechseln bzw. zu flicken. Das kostet Nerven und vor allem Zeit, die man hätte deutlich besser nutzen können, z.B. zur Regeneration. Mein Tipp für dein erstes Ultra-Event: Never change a running system!

 

3.  NICHT ZU VIEL WOLLEN – LIEBER MEHR ZEIT EINPLANEN

Lange Zeit haben wir gemeinsam überlegt, wie wir die Route zur dänischen Nordseeküste takten. Denn der Organisator hat aufgrund der hohen Nachfrage empfohlen, die Fähre schon im Vorfeld zu buchen. Wir haben mit knapp 220 Kilometer pro Tag geplant. Der Plan ging zwar auf, aber im Nachhinein betrachtet hätte man die knapp 2.100 Kilometer bis zur Fähre etwas entspannter angehen sollen. Man weiß schließlich nie, was kommt. Also, lieber langsamer starten und Energie für den Rest der Tour sparen! Denn die braucht man definitiv.

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WARUM ICH ABGEBROCHEN HABE UND WIE ICH DAMIT UMGEHE

Für jeden Sportler ist der Abbruch einer Tour keine leichte Sache. Jeder geht damit auf seine Weise um. Ehrlich gesagt habe ich bis zu einem gewissen Punkt nicht mal daran gedacht, aufzugeben. Aber das schlechte Wetter mit vielen Tagen voller Dauerregen, unzähligen Platten und starkem Gegenwind, die fehlende Regeneration und nicht zuletzt die hohe körperliche Anstrengung haben mich zum Umdenken bewegt. Ich habe mir selbst die Frage gestellt, was ich mir gerade beweisen möchte und warum ich mich Tag für Tag aufs Neue quäle. An Genuss war nicht mehr zu denken. Da ich keine Antwort darauf hatte, fasste ich die Entscheidung, dass diese Tour nicht viel mit meiner Definition von Bikepacking zu tun hatte. Nämlich, Spaß haben und seine Zeit in der Natur genießen!

Für mich ist das völlig okay, weil ich eben jetzt auch begriffen habe, was ich nicht will. Dennoch gebührt mein größter Respekt natürlich meinem Mitbewohner Sebastian und all den anderen TeilnehmerInnen, die es bis ans Ziel geschafft haben!

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Trotz allem finde ich es wichtig, sich regelmäßig zu challengen und sich fit zu halten. Da mir das Radeln dieses Jahr zu eintönig war und ich mir mehr Abwechslung gewünscht hätte, habe ich mich für einen Triathlon in der olympischen Distanz entschieden. Jetzt heißt es: erstmal Kraulen lernen ;)

Du möchtest mehr über Paddys Abenteuer erfahren? Hier geht's zu Teil 1 der Nordkap-Story.

 

TESTBERICHT DAUNENSCHLAFSACK SPARK VON SEA TO SUMMIT

Ich hatte das große Glück, den Daunenschlafsack Spark 1 von Sea To Summit auf meiner Reise testen zu dürfen und war von dessen Kompressionsfähigkeit stark beeindruckt. Durch die Premium-Gänsedaunenfüllung kommt der Spark 1 in regular auf ein komprimiertes Volumen von lediglich 1,5l. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen habe ich mich bewusst für dieses 340g schwere Leichtgewicht entschieden. Selbst in Norwegen waren die Nächte damit kein Problem. Das Obermaterial ist sehr angenehm auf der Haut und auch ansonsten bietet der Mumienschlafsack ausreichend Platz bei 180cm Körpergröße. Vorteil vom Spark ist, dass es diesen in vielen verschiedenen Varianten und Größen gibt. Da lässt sich für jeden Einsatzzweck der richtig Schlafsack finden! 

Tipp für alle Bikepacker: Stopft den Schlafsack ohne Packsack in jede Ritze eurer Satteltasche und achtet darauf, dass sie vor allem unten sehr fest gepackt ist. Anschließend Luft rauslassen und ordentlich komprimieren. Dann sollte die Ortlieb-Satteltasche auch wie eine 1 sitzen. ;)

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